Lilian steht vor einer grossen Herausforderung.

Uganda - Die Regierung hat kürzlich die Schliessung der Waisenhäuser landesweit angeordnet. Welche Zukunft gibt es noch für das Zentrum St. Moses ? Lilian Nambi, die Koordinatorin, antwortet auf unsere Fragen.

Die Ankündigung kam wie ein Donnerschlag: In einigen Fällen schliesst die Polizei die Waisenhäuser zwangsweise ohne jegliches alternatives Angebot für die Kinder. Zum Glück suchen in Jinja die Behörden nach Lösungen. Das Waisenhaus St. Moses, das über zehn Jahren von Nouvelle Planète unterstützt wurde, führt die Änderungen schrittweise durch.

Zuerst die Familie

Die Regierung von Uganda verlangt den Wechsel von einem System der Betreuung in einer Institution zu einer Betreuung in der Familie oder in einem Gemeinwesen. Lilian Nambi erklärt das folgendermassen: „Infolge dieser staatlichen Entscheidung haben wir beschlossen, die Kinder bei entfernten Verwandten unterzubringen und sie weiterhin in ihrer neuen Umgebung zu begleiten.“

Unterstützung ausgegliedert

„Unsere Sozialarbeiter wurden für diese Aufgabe ausgebildet und werden die Familien aufsuchen, denen weiter­hin die finanzielle Unterstützung von St. Moses für die Betreuung der Kinder zu Gute kommt.“ Die leeren Klassenräume sollen zur Unterbringung der Lehrkräfte dienen. Im Moment bleiben die Kinder, die am verletzlichsten scheinen, im Zen­trum,

wie auch jene, die noch die Primarschule abschliessen müssen“, erklärt die Koordinatorin weiter.

Anpassungsschwierigkeiten

Die Kinder, welche bereits die Institution verlassen mussten, haben Schwierigkeiten, sich in dem neuen Leben zurecht zu finden. Im Gegensatz zum Leben im Zentrum erhalten sie nicht immer täglich drei Mahlzeiten, denn für einige Familien ist das nicht möglich. „In den Dörfern haben die Menschen, welche für die Kinder verantwortlich sind, nicht die Gewohnheit, den ganzen Tag mit den Kindern zu verbringen und sich um sie zu kümmern. Auch wenn sich das Zentrum um die Ausbildung und die Sensibilisierung kümmert, für die grundlegenden Bedürfnisse der Kinder zu sorgen, ist kompliziert geworden“, bedauert Lilian.

Schlechte Spieler

Die Waisenhäuser sind nicht mehr unumstritten, das liegt am Missbrauch und an den zuweilen erbärmlichen Unter­bringungsbedingungen in einigen Strukturen. Auch sind alle der Meinung, der Platz eines Kindes sei im Schoss seiner Familie. In St. Moses spielt sich die Rückkehr in die Familie in einem geplanten und wohl überlegten Rahmen ab. Das ist das bestmögliche Vorgehen.

Roman Twerenbold

Übersetzt von Britta Buxmann