Die Kinder wollen wieder zur Schule gehen.

Myanmar - Die Militärjunta übernahm am 1. Februar 2021 die Macht und beendete damit abrupt zehn Jahre Tauwetter. Was bedeutet das für die Zukunft und unsere Interventionen vor Ort?

Seit der Freilassung von Aung San Suu Kyi aus dem Hausarrest im Jahr 2010 wehte ein Wind der Hoffnung im Land. Ermutigende Ereignisse folgten aufeinander, und die Mehrheit der Bevölkerung gewann an Zuversicht. Das 50-jährige Militärregime schien der Vergangenheit anzugehören. Nouvelle Planète hat diese Entwicklung seit 2007, dem Jahr des ersten geförderten Projekts, miterlebt. Die Atmosphäre im Land hatte sich stetig entspannt. Nachdem die internationalen Sanktionen aufgehoben worden waren, war die Umsetzung von Projekten viel einfacher geworden.

Blindheit

Die Verfassung garantierte dem Militär weiterhin ein Vetorecht und die Kontrolle über drei Schlüsselministerien. Die Junta wollte einen politischen Übergang, aber nicht einen demokratischen Übergang! Dies ist ein wichtiger Unterschied, der durch den weit verbreiteten Optimismus verdeckt wurde.

Den Ereignissen vom 1. Februar 2021 gingen mehrere Warnschüsse voraus. Die totale Abriegelung zur Änderung der Verfassung, mehrere politische Morde, die Rohingya-«Krise»... hinter der scheinbar vielversprechenden Entwicklung gab es einen ständigen Machtkampf.

Der erdrutschartige Wahlsieg von Aung San Suu Kyis National League for Democracy im vergangenen November brachte das Fass zum Überlaufen. Um ihre Privilegien zu behalten und eine Strafverfolgung zu vermeiden, musste das Militär handeln. Aber in zehn Jahren hat sich die Gesellschaft weiterentwickelt und nimmt das Leben in einer Diktatur nicht mehr hin. Die Konfrontation war unvermeidlich.

Umgeben von Leid

Seitdem herrscht Unsicherheit. Unser Koordinationsteam steht still, weil die Wirtschaft stillsteht, das Bankensystem nicht mehr funktioniert und die Sicherheit unserer MitarbeiterInnen nicht mehr gewährleistet ist. Es ist eine tragische und schmerzhafte Situation. Einige der für dieses Jahr geplanten Projekte wurden unterbrochen. Die DorfbewohnerInnen, denen wir begegnen, sind besorgt. Die Zukunft ist ungewiss. Das Coronavirus, vor allem die Restriktionen zu seiner Eindämmung, hat die Gesellschaft schon schwer getroffen. Die Schulkinder waren seit einem Jahr nicht mehr in der Schule. Dieser Putsch manövriert das Land in eine noch heiklere Situation. Unser Koordinationsteam bittet uns aus tiefstem Herz: « Vergesst uns nicht und betet für uns! »

Xavier Mühlethaler

Übersetzt von Pia Bangerter