Madagaskar - 95% der Haushalte in der Gemeinde Ambohidranandriana sind in der Landwirtschaft tätig. Doch keiner von ihnen kann in Würde von seiner Arbeit leben oder sich satt essen. Ein empörendes Paradoxon.
Die Proteste der BäuerInnen in Europa zeigen, wie wenig dieser Beruf anerkannt wird. Dies ist auch im ländlichen Gebiet in Madagaskar der Fall.
In der Gemeinde Ambohidranandriana ist die Lage der BäuerInnen noch schlimmer. Sie leben dort von einem Tag zum anderen. Jede noch so kleine Sorge treibt sie in eine extreme Unsicherheit. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als sich einen Ausweg aus der Situation zu suchen, wie der Diebstahl, vorübergehende Migration, Aufnahme von Krediten oder Änderung der Ernährungsgewohnheiten. In extremen Fällen essen die Familien sogar ihre Saatgutvorräte auf!
Mangel an Infrastruktur und Wissen
In den Dörfern bestellen die BäuerInnen die Felder mit rudimentären Techniken. Unter diesen Bedingungen gelingt es ihnen nicht, das Potenzial der Anbauflächen auszuschöpfen. In unseren Gesprächen mit ihnen äusserten sie drei wesentliche Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Wir haben uns bereit erklärt, sie mithilfe von Interventionen über einen Zeitraum von fünf Jahren zu unterstützen:
- Erstens muss die Bewässerung verbessert werden, da sie die Anbauzeit verlängert, die Erträge erhöht und eine Diversifizierung der Kulturen ermöglicht. Von den 970ha landwirtschaftlich genutzten Ebenen in der gesamten Gemeinde werden derzeit nur 18% bewässert!
- Zweitens sollen Dorfspeicher eingerichtet werden, da sie im Sinne der Ernährungssicherheit eine vorausschauende Rolle spielen und es den Familien ermöglichen, sich die finanziellen Spielräume zu sichern. Derzeit sind diejenigen, die einen Ernteüberschuss erwirtschaften, gezwungen, ihre Produktion zur Erntezeit zu verkaufen, wenn die Preise am wenigsten attraktiv sind.
- Drittens muss der Schwerpunkt auf die Ausbildung gelegt werden, 43% der BäuerInnen sind der Meinung, dass es ihnen an Wissen mangelt!
BäuerInnen in anderen Ländern und hier streben nach einem besseren Leben und Anerkennung. Einige Herausforderungen ähneln sich, andere sind mit dem spezifischen lokalen Kontext verbunden. In den nächsten fünf Jahren wird Nouvelle Planète daran arbeiten, den Würgegriff zu lockern, die 7’500 BäuerInnen in der Armut festhalten.
Das Programm sieht in 5 Jahren Folgendes vor :
- Die Optimierung von 4 landwirtschaftlichen Bewässerungssystemen,
- 6 gemeinschaftliche Dorfspeicher zu bauen,
- Die Familien mit Saatgut und Werkzeugen auszustatten,
- 30 zuverlässige Ausbildner in Agrarökologie und Umweltschutz auszubilden,
- 11 agroökologische Referenzstandorte einzurichten,
- 727 Klein-Bauernhöfe zu begleiten.
Xavier Mühlethaler
Übersetzt von Susanne Leparoux