In unserer 36-jährigen Tätigkeit gab es so etwas noch nie. Innerhalb eines Jahres kam es in drei unserer Interventionsländer zu Militärputschen:
- Myanmar,
- Guinea,
- Burkina Faso.
In Myanmar ist die Lage bei weitem am schlimmsten, denn eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung lehnt die Militärjunta ab, was zu einem schwelenden Bürgerkrieg geführt hat (mehr dazu in unserem Artikel auf Seite 3). In den beiden westafrikanischen Ländern hat die Bevölkerung die Putsche eher begrüsst. Abgesehen von den neuen Köpfen in den politischen Instanzen sehen die Menschen allerdings keine Veränderungen. Ihr Alltag ist der gleiche geblieben. Dies zeugt von der Schwäche des Staatsapparates und der mangelnden Fürsorge für die Bevölkerung.
Die Machtübernahme durch das Militär beunruhigt uns umso mehr, als sich die Instabilität auf andere Länder auswirkt, in denen wir tätig sind. Dieses „Ansteckungsrisiko“ ist nicht zu unterschätzen, insbesondere in Westafrika (Mali und Guinea-Bissau). Wir stellen denn auch fest, dass sich die Regierungs- und Oppositionsparteien deutlich feindseliger begegnen.
Für die Bevölkerung potenziell vorteilhafte Mehrheiten und Reformen werden auf dem Altar von Machtgier und eitlen Interessen geopfert. Noch nie war die politische Situation in unseren Interventionsregionen derart gespalten und angespannt. Die Folgen sind eine beunruhigende Instabilität und Verschlechterung der Sicherheitslage.
Fokussierung auf die ländlichen Regionen vorteilhaf
Die Zuspitzung der Lage in Myanmar hat uns zur Aussetzung unserer Tätigkeit gezwungen. In den übrigen Interventionsländern können wir unsere Aktivitäten aber glücklicherweise uneingeschränkt fortsetzen. Deren Legitimität ist aufgrund der Lage grösser denn je. Unsere Unterstützung der Bauernfamilien setzt sich ungeachtet der Probleme in den Städten fort. Die Arbeit unserer lokalen Koordinationsteams, die uns einen direkten Kontakt zu den Begünstigten erlaubt, ist dabei von unschätzbarem Wert. Zum Glück werden unsere Gelder nie über die lokalen Behörden geleitet.
Mit der Durchführung unserer Projekte tragen wir zur Stärkung der Zivilgesellschaft bei. Letztere ist zur Entwicklung von mehr Bürgerverantwortung und zur Schaffung eines potenziellen Gegengewichts „des Volkes“ von grösster Bedeutung.
In diesen schwierigen Zeiten ist Ihre Unterstützung wichtiger denn je. Für Ihre Hilfe danken wir Ihnen von Herzen.
Philippe Randin
Übersetzt von Marina Bentele